Tra und Basa – Der (günstige) Preis des Pangasius-Booms
Der europäische Fischmarkt hat in den letzten Jahren einen neuen aufstrebenden Superstar hervorgebracht. Ein Wels mit weißem Fleisch, keinen Gräten und neutralem Geschmack, der bei uns Pangasius genannt wird, in Amerika Catfish und im Land aus dem 90% des weltweiten Bedarfs gedeckt wird, heißen die beiden wichtigsten Vertreter Tra und Basa. Vietnam produzierte laut WWF im Jahr 2008 1,1 Millionen Tonnen Pangasius, 1995 waren es noch 10000 Tonnen. Die Produktion hat sich also innerhalb von 13 Jahren verhundertfacht und so gehört er in Deutschland schon zu den Top 5 der meistgekauften Fische. Wurde der Pangasius noch vor kurzem zum Retter (durch Selbstaufopferung) der Wild- und Meeresfische erkoren, entwickelt er sich mittlerweile mehr und mehr zum Problemfisch. Das Ökosystem des Mekongdeltas, wo ein Großteil des Fisches in Teichen oder Floßen im Fluss gezüchtet wird, leidet stark unter Kot, Futterresten, Medikamenten und dem Abfischen kleiner Wildfische als ergänzendes Fischfutter. So leben die Fische oft in überbesetzten Teichen mit miserabler Wasserqualität und werden auch in den weiteren Produktionsschritten nicht optimal behandelt (siehe Filmempfehlung „Die Pangasius Lüge“). Die fertigen Filets werden abschließend oftmals mit Phosphaten gewaschen, die Wasser binden und für ein erhöhtes Gewicht (+20%) der Filets sorgen. Wir kaufen dann nicht nur Fischfilets, sondern zusätzlich eine künstlich erhöhte Menge gefrorenes, vietnamesisches Wasser. Diese Methode ist völlig legal und wir werden über eine verpflichtende Kennzeichnung auf der Verpackung darüber in Kenntnis gesetzt. Beim Braten in der Pfanne lässt ein immenser Wasserverlust des Fisches ebenfalls auf eine Mogelpackung schließen.
Abgesehen davon, dass die Aquakultur ein Möglichkeit darstellt, Fisch zu produzieren (klingt hart, ist aber so) und die Meere zu schonen bzw. wieder in schonendem Maße zu befischen, ist das Gros der Zucht und Verarbeitung in Vietnam nicht akzeptabel. Kulinarisch gesehen kann der Pangasius mit seinem flachen Aroma ebenfalls nicht überzeugen und so bleibt es letztlich dem Verbraucher überlassen, ob er den Fisch vom anderen Ende der Welt kaufen und verzehren möchte. Der günstige Preis für Pangasius kommt dem Sparfuchs natürlich entgegen, doch der tatsächliche Preis wird anderswo bezahlt.
In Vietnam gibt es sicher positive Beispiele für die Pangasiuszucht, doch besser nachvollziehen kann man seinen Konsum bei heimischen Fischarten wie der Forelle oder Karpfen. Ich bin kein Freund von Greenpeace, aber auf deren Seite findet sich eine schöne Übersicht über Fischarten, die auf dem Teller zu bevorzugen sind.
Solltet ihr eine Stunde Zeit finden für eine wirklich erstklassige Dokumentation über den Pangasius, empfehle ich euch „Die Pangasius Lüge“, produziert vom NDR. Leider findet sich online gerade kein Link zum Video.
Einen weiteren guten Artikel über den vietnamesischen Pangasius am Pranger und die zweifelhafte Rolle des WWF und seinem neuen Siegel für Fische aus Aquakultur, findet ihr hier.
Pangasius ist ein geschmacklich langweiliger Fisch, der mit seiner weichen Konsistenz nicht gerade überzeugt. Ich weiß nicht ob es an dem hohen Wasseranteil durch die Phosphat-Waschung (was irgendwie bedenklich ist) oder durch die Überfütterung der Fische liegt, aber das Fleisch zerfleddert bei fast jeder Zubereitung und ist deswegen für viele Gerichte ungeeignet. Aufgrund des günstigen Preises erfreut er sich wahrscheinlich deswegen großer Beliebtheit hier in Deutschland. FairTrade ist da, wo der Fisch kommt leider ein Fremdwort und so kämpfen viele Familien, die sich in diesem Gewerbe spezialisiert haben oftmals mit ihrer Existenz.
Quelle: Fischer am Mekong