‚Edition Fritz Keller‘ Spätburgunder 2009 von ALDI SÜD

Es ist ein Projekt, das die Winzer, Weinkenner und -trinker spaltet. Ein renommierte Winzer vom Kaiserstuhl, Weinhändler im großen Stile mit einer umfangreichen Bordeauxsammlung, Besitzer des Restaurants Schwarzer Adler und nebenbei noch 1. Vorsitzender des Fußballbundesligisten SC Freiburg, erzeugt einen Spätburgunder für 5,99 €, der beim Lebensmitteleinzelhändler ALDI SÜD angeboten wird. Ein langer Satz, an dessen Ende so mancher erstmal Schlucken muss. Wie kann es zusammen gehen, dass man selbst erstklassige, hochpreisige Spätburgunder vinifiziert, mit Weinen vom Feinsten handelt, eine mit Sternen dekoriertes Restaurant besitzt und dann eine der Nobelrebsorten keltert, mit seinem Namen versieht und bei ALDI für 5,99 € feil bietet. Einerseits ist es positiv zu sehen, dass mit diesem Projekt so mancher auf den Geschmack eines ordentlichen Weins kommt. Über ALDI wird ein Kundensegment erreicht, welches offensichtlich wenig Geld für Wein ausgibt und auch Weinfachhändler eher meidet (dieser positive Aspekt ist wohl nicht nur in einer noblen Haltung begründet, sondern eher wirtschaftlich clever). Andererseits muss jedoch bedacht werden, dass solche Projekte die Position der mächtigen Lebensmitteleinzelhändler im Vergleich zu kleineren Fachgeschäften  weiter stärken. Welche Auswirkungen ein von wenigen Unternehmen dominierter Lebensmittelhandel hat, zeigen aktuelle Beispiele aus dem Bereich der Brauereien (Bierkrieg).

So viel zu den politischen Aspekten rund um diesen Wein. Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Der Wein wird innerhalb des Vitis-Projekts gekeltert. Fast schon genossenschaftlich eint Fritz Keller ca. 500 Winzer, die nach Vorgaben wie Handlese, Ertragsreduzierung und 12-monatiger Fasslagerung den Spätburgunder gemeinsam produzieren.

‚Edition Fritz Keller‘ Spätburgunder 099 (wirkt auf dem Bild dunkler als er ist)

Zunächst sticht die Flasche des 2009er Spätburgunders ins Auge. Wie bei den vorhergehenden Jahrgänge wurde ein künstlerisch gestaltetes Etikett verwendet. Die inneren Werte sind dann für den Preis durchaus in Ordnung. Denn ein Spätburgunder ist ein nobler, filigraner und nie zu lauter Wein. Diese Eigenschaft lässt gerade günstige Spätburgunder oft nichtssagend, langweilig und/oder ausdrucksschwach daherkommen.

Hier haben wir zunächst ein kräftiges Ziegelrot mit braunen Reflexen im Glas. In der Nase dominiert die Kirsche, aber auch die Aromen des Fasses sind schon wahrzunehmen. Im Mund dann sehr sauber mit einem guten Schuss aller Eigenschaften die ein gut trinkbarer Wein haben muss. Harmonische Frucht, die unterstütz von einer gut eingebunden Säure nur so über die Geschmacksknospen gleitet. Das ganze unterbaut von einem ansprechenden Tanningerüst und ein paar Röstnoten, die das Finish überwiegend dominieren. Für unseren filigranen Spätburgunder eventuell etwas zu viel Holz, das in Kombination mit der im Mund schnell entschwindenden Kirschfrucht, die Unterschiede zur Spätburgunder-Spitzenklasse klar macht. Es fehlt einfach ein wenig an der individuellen Klasse, der Finesse, den hervorstechenden Merkmalen, die Spätburgunder für Weintrinker so spannend machen. Für den Preis sicherlich ein gelungener Wein und wer sich mit ALDI anfreunden kann, muss bei dieser Flasche nicht um einen Griff ins Regal scheuen.