Kellerprobe – Weingut des Grafen Neipperg
Es ist eine Ort höchster Weintradition der betreten wird, durchschreitet man die Tore zum Schloss zu Schwaigern. Schon seit ca. 750 Jahre ist das Haus Neipperg mit dem Weinbau verbunden und seit 1702 werden die Geschicke der Familie vom damals neu erbauten Barockschloss in Schwaigern gelenkt. Schon seit längerer Zeit sind die Herren Neipperg nicht mehr nur nationale Geschäftsleute. Seit der 1970er Jahren erwarb Jospeph Hubert von Neipperg mehrere französische Weingüter, wo heute unter Sohn Stephan-Christoph von Neipperg große Bordeauxweine gekeltert werden. Dieser hat mittlerweile auch den Weg in den Osten gefunden und produziert in Bulgarien die immer bekannter werdenden ENIRA Weine (Video hierzu). Sein Bruder Karl-Eugen Erbgraf von Neipperg verwaltet den Besitz in und um Schwaigern. Bei diesem durften wir auf der jährlich zweimal stattfindenden Kellerweinprobe teilnehmen. Unser Hauptaugenmerk lag natürlich auf der regionalen Rotweinsorte in Württemberg, die internationales Format erreichen kann – der Lemberger. Und wo nach gutem, stoffigem und kräftigem Lemberger suchen, wenn nicht bei dem Weingut, dem nachgesagt wird, die Rebsorte im 17. Jahrhundert aus Österrreich eingeführt zu haben.
Solide Rieslinge und ein interessanter Weißburgunder
Die Probe fand in den ausgedehnten Kellergewölben unter der Schlossanlage statt. An vier thematisch sortiertenTischen konnte das doch recht breite Spektrum des gräfischen Weinsortiments getestet werden. Die ersten drei Tische waren geprägt von Weißweinen und im Anbau kleineren Sorten. Wir widmeten uns dem Riesling des 2012er Jahrgangs und probierten diese der Reihe nach, entlang der erwarteten Qualität. Durch die Bank tranken wir solide, mineralische und saftige Rieslinge, denen aber ebenso durchweg etwas die Säure- und Aromabasis für die höheren Würden fehlten. Ein Wein der uns neben den Reislingen dann besonders auffiel, war das 2012er Grosse Gewächs Weißburgunder vom Neipperger Schloßberg. Eine grüne Frucht-Kräuternase geprägt von etwas Minze und ein Weißburgunder-typisches schmelziges Mundgefühl, gestützt durch leichten Holzeintrag machen diesen Wein sehr interessant, verspielt und spannend. Der Weißweingeheimtipp vom Grafen Neipperg.
Solider Spätburgunder, Lemberger Ruthe vor Schloßberg
Angekommen am letzten Tisch der Probe stiegen die Erwartungen, die Preise und der Rotweinanteil. Vor dem Lemberger floss uns zunächst noch der 2011er Neipperger Spätburgunder und das zugehörige Große Gewächs in die Gläser. Beides schöne Weine die natürlich nicht ganz in der Oberklasse deutscher Spätburgunder mitspielen. Bei unseren erst kürzlich verkosteten Spätburgundern wären diese aufgrund fehlender, hervorstechender Eigenheiten wohl eher weiter hinten im Ranking gelandet. Den Mehrpreis für das Große Gewächs von 16€ (Spätburgunder 14€, Spätburgunder GG 30€) würden wir übrigens nicht empfehlen. Schon der Basiswein überzeugt.
Die Stärke des Grafen liegt wie schon erwähnt beim Lemberger und diese zeigte er uns auch. Wir probierten die 2011er Lageweine und die Großen Gewächse aus der Schwaigerner Ruthe und vom Neipperger Schloßberg, sowie einen Lemberger aus der Ruthe ausgebaut im Barrique. Während die Weine vom Schloßberg weniger kräftig, sowie mit weniger Gerbstoffen ausgestattet sind und somit filigraner wirken, packen die Lemberger aus der Schwaigerner Ruthe schon eher zu, sind stoffiger und langanhaltender. Die im Barrique ausgebaute Variante verfügt einen höheren Holzeintrag und liegt letztlich nochmals schwerer und füllender im Mund. Allessamt große Weine in einem Preissegment von 14€ – 30€. Einen Favoriten muss jeder für sich selbst unter Gesichtspunkten wie Preis und Geschmack ausmachen. Unser Preis/Leistungssieger ist der 2011er Lemberger Schwaigerner Ruthe (14,00€).
Was landete in meinem Keller
2012er Neipperger Schloßberg Weißburgunder
Große Gewächse
18,50 €
2011er Schwaigerner Ruthe Lemberger trocken
Lagewein
14,00 €
2011er Neipperger Spätburgunder trocken
Lagewein
14,00 €