Französisches Jura – Vin Jaune & mehr
Das französische Jura erstreckt sich über 80 Kilometer von Salins les Bains über Arbois, L’Étoile und Beaufort bis nach St. Amour. Trotz seiner bekannten A.O.C.-Produkte (Appellation d’Origine Contrôlée) wie dem Comté oder dem aufstrebenden Schaumwein Crémant du Jura, ist das Anbaugebiet und seine eigentlich größten Schätze, die Vin Jaune (gelber Wein), in Deutschland nahezu unbekannt (selten erhältlich unter weinhalle.de) oder aufgrund seiner Eigenheit verkannt. Wir haben dem Jura einen Besuch abgestattet und möchte euch das Weinbaugebiet hier näher bringen, auch wenn wir Gefahr laufen, dass unser Geheimtipp am Ende keiner mehr ist.
Vin Jaune – Einzigartiger Genuss
Für das Highlight des Jura sollt ihr nicht lange lesen müssen. Der Vin Jaune ist ein Wein auf den sich jeder bekennende Weintrinker erstmal einlassen muss. Er birgt eine außergewöhnliche Geschmackspalette von Nüssen, Gewürzen und Trockenfrüchten, zeigt fast sherryartige Noten. Die Herkunft dieser einzigartigen Aromatik ist zu großen Teilen im Ausbau der Rebsorte Savagnin zu suchen. Exakt sechs Jahre und drei Monate reift der Wein in Eichenfässern. Im Laufe der Reifung verdunstet Flüssigkeit aus den Fässern, die jedoch nicht wie sonst üblich ersetzt wird (non ouillé). So bildet sich ein Leerraum im Fass und auf der Saftoberfläche eine Hefeschicht (voile), die den Wein schützt, während er langsam seine einzigartiges Aroma entwickelt. Abgefüllt wird der Wein anschließend in die so genannten Clavelin, 0,62 L Flaschen und kommt letztlich 75 Monate nach der Ernte auf dem Markt. Die kleinere Flasche wirkt quasi dem Verdunstungsverlust im Fass entgegen und ermöglichte eine gleichbleibende Zahl an Flaschen. Im Juragebiet wird Vin Jaune in Arbois, L’Étoile und Côtes du Jura angebaut. Die besten, finessereichsten und bekanntesten Vin Jaune stammen aber aus der kleinen, wunderschönen und mittelalterlichen Ortschaft Château-Chalon. Ältere Jahrgänge sind oftmals für überschaubare Aufpreise zu haben. Die Lagerfähigkeit eines Vin Jaune wird mit 50 bis 100 Jahren beziffert.
Als Einsteig in die Welt des gelben Weins eignen sich die weniger lang gelagerten Savagnin (non ouillé), die oft als „Tradition“ bezeichnet werden. Wird auf herkömmliche Keltermethoden zurück gegriffen, wird der Wein mit dem Zusatz ouillé (aufgefüllt) versehen. Für diese konventionellen Weine wird auch oft mit Chardonnay verschnitten oder Chardonnay reinsortig ausgebaut.
Alles anders – Rot vor Weiß
Und wenn die Weißweine schon mächtig und unkonventionell sind, bleibt für Rotwein nur der krasse Gegenentwurf. Neben dem klassischen Pinot Noir (Spätburgunder) sind es vor allem die beiden roten Rebsorten Poulsard (oder Ploussard) und Trousseau, die gekühlt einen leichten, filigranen und saftigen Genuss bieten. Wer mit dem Trollinger der Schwaben etwas anfangen kann, ist hier gut aufgehoben. Farblich oft wie Roséwein anmutend, werden die Rotwein im Jura überwiegend vor den Weißweinen getrunken. Verkehrte Welt also, aber erfrischend anders und gut!
Süße Versuchung – Macvin und Vin de Paille
Für die Süßmäuler unter den Weintrinkern gibt es im Jura gleich zwei Kostbarkeiten zu entdecken. Zum einen der Macvin, ein mit Marc du Jura (Tresterbrandwein aus dem Jura) aufgespriteter Traubenmost, der in Holzfässern finalisiert wird. Er zeigt meist fruchtige Obstnoten von Mirabelle bis Birne. Zum anderen Vin de Paille, ein sogenannter Strohwein. In früheren Jahren wurde die Trauben auf Strohmatten fast zu Rosinen getrocknet und anschließend gepresst und vergoren. Bis auf die Strohmatten ist die Vinifizierung heute die gleiche. Das Ergebnis ist ein erstklassiger Likörweine mit intensiver, vielschichtiger Aromatik von Orangen, Datteln, Pflaumen und getrockneten Tomaten.
Fotografische Eindrücke
Empfehlungen
Domaine André et Mireille Tissot
39600 Montigny-les-Arsures
Das Vorzeigeweingut im Jura mit den kreativen Tüftlern und Besitzern Béndicte und Stéphane Tissot. Stéphane erzeugt nicht nur einen Vin Jaune, sondern gleich vier und versucht unterschiedliche Terroirs heraus zu arbeiten. Für viele ist Tissot die Nummer eins, was sich natürlich auch in den Preisen niederschlägt.
Domaine Berthet-Bondet
39210 Château-Chalon
Direkt in der Spitzenregion Château-Chalon gelegen ist Berthet-Bondet sicher einer der Spitzenerzeuger dort. Im herrlichen Probierraum konnten wir uns unter freundlicher Bedienung von der Quailtät überzeugen. Neben den Vin Jaune waren er vor allem die Traditionsweine aus Savagnin und Chardonnay sowie die Vin de Paille, welche gefielen.
Domaine Désire Petit
39600 Pupillin
Den letzten Stop des Tages würden wir immer hier einlegen. Ein wenig rustikaler und ohne Französischkenntnisse schwer zu meistern, bietet Petit vor allem einen günstigen Châton-Chalon Vin Jaune für 30€ und hervorragende Rotweine.
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